Der Visionär blickt zurück auf ein viertel Jahrhundert Hallenturniertage Dettelbach
Kaum jemand hat in der Vergangenheit das Fußball-Geschehen in Dettelbach so nachhaltig geprägt, wie es Stefan Ebel getan hat. Dabei sind es weder die Jahre in der Anzahl noch die zahllosen Ehrenämter vom Trainer, zum Hallenorganisator, zum Jugendleiter, zum Vorstand und letztlich Vereinsgründer, die Stefan Ebel für seine tiefe Neigung zum Fußballsport und zum Dettelbacher Vereinsleben vierdient gemacht haben. Vielmehr sind es die Visionen und die Bereitschaft, andere für die Zielerreichung zu emotionalisieren und zu gewinnen, auch wenn der Weg zum Ziel sich oftmals schwierig gestaltete, diesen unaufhörlich weiterzugehen, die ihn für diese beispiellosen Errungenschaften auszeichnen. Eines seiner wohl größten Vermächtnisse sind sie Dettelbacher Hallenturniertage, insbesondere das Turnier der U16 (vom Maintalstuben-, zum Norit- bis zum heutigen Lindner-Cup), welches als erfolgreiches Premierenturnier 1998 die Grundlage für die ab 1999 ausgespielten Hallenturniertage darstellte. Grund genug, um uns einmal mit dem Gründervater zu unterhalten.
Wir feiern dieses Jahr die 25. Auflage der Hallenturniertage Dettelbach. Hast du dir damals ausmalen können, was für eine Tradition du ins Leben gerufen hast?
Nein, das habe ich natürlich nicht und so etwas kann man auch nicht vorherahnen. Es wäre für alle Nachfolger immer einfacher gewesen, es irgendwann „einschlafen“ zu lassen, aber sie alle haben sich „anstecken“ lassen und haben sich für den manchmal schwierigeren Weg entschieden, daran festzuhalten. Das schafft Tradition und das schafft Stolz. Das sollte man sich immer vor Augen führen.
Ich bin vom Typ her einfach so, dass mich Visionen, Ideen und Lösungen verfolgen und antreiben. Diese habe ich gerade ehrenamtlich sehr oft umsetzen können. Aber der Erfolg von 25 Jahren Umsetzung sind nicht, etwas einmalig zu machen, sondern eine Idee wachsen zu lassen, diese weiterzuverfolgen und im Besonderen Mitmacher und Nachfolger für die Sache zu begeistern.
Das hatte meine Vision geschafft – unzählige Menschen anzutreiben, die Begeisterung aufzu-nehmen, sich nach Beendigung einer Veranstaltung schon wieder auf die nächste zu freuen. Es gibt so viele Menschen, die diese Hallenturniertage jedes Jahr neu zu einem Erfolg machen, dabei ist meine Rolle als Gründer nicht wirklich wichtig, sondern vielmehr die Vision vom Hallenspektakel vor Ort, die bis heute geblieben ist.
Sie treibt immer noch unzählige Menschen an, es wieder und wieder zu tun, und diese Tatsache darf den Verein und jeden Einzelnen, der in diesen vielen Jahren mitgewirkt hat, mit Stolz erfüllen.
Vergessen sollte man vor allem die nicht, die zwischenzeitlich schon von uns gegangen sind. Dagmar und Peter haben von oben bestimmt immer ein Auge auf diese Veranstaltung.
Gerade aus der Anfangsphase unserer Turnier-Historie gibt es doch sicher die ein oder andere kuriose Anekdote. Hast du ein besonderes Schmankerl für uns?
Da gibt es natürlich sehr viele und auch viele Menschen, die in diesen Anekdoten vorkommen, sind heute berühmt, wie Uli Hoeneß, Sandro Wagner, Thomas Tuchel, Sebastian Hoeneß und Florian Kohfeldt. Ich würde mich auf etwas konzentrieren, was mit Menschen und Jugendlichen aus unserem Verein zu tun hat, die nicht berühmt sind, aber mit Ihren Taten vielleicht entscheidend dazu beigetragen haben, dass vom ersten Tag an in Dettelbach „auf Bande“ gekickt wird.
Neben der Idee in der Maintalhalle Hallenfußball in Turnierform zu präsentieren und dies gleich mit den damaligen stärksten unterfränkischen und fränkischen Vertretern (1. FC Schweinfurt 05 und 1. FC Nürnberg) als Zuschauermagneten und Motivationsgrundlage für die eigenen Jugendlichen tun zu wollen, war zweifelsohne das Spiel mit der Bande am wichtigsten, aber weder planbar (hohe Investitionskosten für vielleicht einmalige Ausspielung) noch in der Turnierausschreibung vorgesehen.
Wir haben wenige Tage vor der ersten Ausspielung durch die Presse erfahren, dass die Wiesentheider Vereinskollegen Ihre „selbstgezimmerte“ Hallenbande durch eine neue Holz- und Alluminiumbande ausgetauscht hatten. Daraufhin hatte ich kurzum zum Telefonhörer gegriffen, beim dortigen Jugendleiter angerufen und die verbliebene Restbande, die in Untersambach noch in einer Scheune aus dem Vorjahr eingelagert lag, für 150 deutsche Mark, auch ohne Vereinszustimmung erworben.
Nun galt es diese einen Tag vor der Veranstaltung nach Dettelbach zu transportieren, bei der uns Alois Fell „Loisl“ mit einem „geliehenen Gärtnerei-LKW“ aus Albertshofen unterstützte. Vor Ort zeigte sich, dass die Bande nicht „grundlos“ ausgetauscht worden war, weil sie nicht nur in die Jahre gekommen war, sondern auch erhebliche Gebrauchsspuren bis zur nicht mehr Nutzbarkeit aufwies. Einige unserer Begleiter wollten die Bande nachdem ersten Eindruck schon gar nicht mitnehmen. Wir haben die sehr geräumigen und festen Bestandteile aber mit viel Einsatz verladen und nach Dettelbach gebracht. Dort sind wir erst in den Abendstunden angekommen. Keiner glaubte so wirklich, dass wir diese „Bande“ noch einsetzen könnten, weder auf Grund der Zeit – noch 24 Stunden bis zum Turnieranpfiff – noch auf Grund der noch nicht mal auf Dettelbacher Masse und der Gebrauchsspuren reparierten und anzupassenden Arbeiten. Doch wieder einmal sprangen mir die Väter der Söhne Matthias Bielek (Karlheinz „Charly“), Rouven Klos (Rudolf „Rudi“), Johannes Schraud (Friedhelm „Cäsar“) und Oliver Stöcklein (Wolfgang „Stöcki“) zur Hilfe, die auch noch weitere Handwerker aus Dettelbach aktivierten. Am Ende stand zum Anpfiff eine Holzbande links und rechts vom Tor auf jeder Seite, die mit den Toren vollverschraubt waren und somit das tollste „Hallenfußballspiel“ ermöglichten, welches bis zum heutigen Tage in Dettelbach so durchgeführt wird und seines gleichen sucht.
Auf welchen Teilnehmer bist du besonders stolz? Und umgekehrt gefragt, welches Team hättest du einmal gerne in der Maintalhalle begrüßen wollen?
Ich bin nach wie vor stolz auf die Teilnahme des 1. FC Nürnberg beim allerersten Turnier, die wir durch eine Vielzahl von Telefonaten und auch auf Grund des bestehenden – und durch Gerald Göb – weit über die Grenzen Dettelbachs hinaus bekannten Fanclubs so kurzfristig und ohne Vergleichsveranstaltung bekommen haben. Diesen „Club“ dann in der eigenen Halle vor ausverkaufter Maintalhalle mit nahezu fast 400 Zuschauern, mit der eigens trainierten B-Jugend 5:4 zu besiegen, wird mich und jeden der an diesem Abend dabei war, immer mit Stolz erfüllen und vermutlich war es auch der Ansporn für mehr.
Ein Traditionsklub aus dem Ausland war immer mein Traum. Leider hat es „nur“ zu Austria Wien, Innsbruck und Kopenhagen gereicht. Ich habe aber auch zugesehen und bin stolz, dass es vollkommen ausreicht, dass sich die U16-Veranstaltung zu einer nationalen „Top-Veranstaltung“ entwickelt hat.
Gibt es ein Erfolgsrezept? Wie ist das Turnier zu dem geworden, was es heute ist?
Ja. Die Bereitschaft zuzulassen, dass immer andere, von dieser Vision emotionalisiert werden und damit die Veranstaltung weiterge- und betrieben haben, der Erlös für den Verein nie die oberste Priorität galt und das Spektakel „Hallenfußball“ einfach verbindet. Ohne Familien wie Bielek, Graber, Knötgen, Neubauer, Peckmann, Schimmer, Schraud und Thomaier, um nur einige beispielhaft zu nennen, die heute zweifellos bereits Nachfolgefamilien gefunden haben, die hier zum Wohle ihrer Kids und dadurch für die ganze Fußballfamilie etwas besonderes „Gemeinsames“ über die Grenzen Dettelbachs hinaus Jahr für Jahr schaffen. Und ohne die lokalen, stetigen Sponsoren, wie beispielhaft die Familie Wagenhäuser oder Sachs zu nennen, wäre es ohne Familie Lindner und deren Geschäftsführer vor Ort nie möglich gewesen, eine derartige Veranstaltung am Leben zu erhalten. Am Ende ist es die Summe positiver und engagierter Menschen, die das „Dettelbacher Hallenspektakel“ zu dem macht, was es heute ist. Es verbindet Menschen, ganz gleich welchem Alters, ganz gleich welcher Herkunft, ganz gleich welchem Bildungsstandes, schlciht durch die „Großartigkeit des Hallenspektakels in Dettelbach“.
Wer dich kennt, der weiß, dass du zwar nicht mehr in vorderster Front stehst, aber dennoch mit mehr als nur einem Auge auf das aktuelle Geschehen blickst. Was geht dir durch den Kopf, wenn du den Lindner-Cup heute besuchst und was wünscht du dir für die Zukunft „deines Turnieres“? Und sähe das Turnier unter deiner Führung heute anders aus?
Es ehrt mich natürlich, wenn ihr von „meinem Turnier“ sprecht, aber das ist nicht richtig. Es ist vielmehr die Veranstaltung aller engagierter, sportbegeisterter Funktionäre und Freunde des Dettelbacher Fußballs. Es nicht wichtig und ohnehin reine Hypothese, wie sich eine Veranstaltung unter einem Einzelnen entwickelt hätte. Ich denke, auch wenn es damals schwer war, nach fast 15 Jahren sich zu lösen, war es richtig. Mit Patrick Markert hatte ich einen besseren Nachfolger, als ich es mir hätte vorher wünschen können und dies ist auch mein Wunsch für die Zukunft, dass es so weitergehen wird. Auch Patrick hat mit Christian Graber seinen Nachfolger gefunden und nun befindet sich die Turnier-Organisation bei Lukas Schimmer in der „4. Generation“ – auch wenn heute die Last auf weitaus mehreren Schultern verteilt liegt. Durch jeden neuen Anreiz ist das Turnier zu dem geworden, was es heute ist. Möge dem Turnier dieses Glück immer hold sein. Ich drücke beide Daumen und komme als „Fan“ immer gern.