24. Norit-Cup in Dettelbach: Rekord-Champion Stuttgarter Kickers holt den Titel
Malik Fathi trägt zwei große Taschen zum Ausgang der Maintalhalle. Vor wenigen Minuten waren das Finale und die anschließende Siegerehrung über die Bühne gegangen. Geduldig nimmt sich der ehemalige Nationalspieler Zeit und erfüllt jeden Autogramm- oder Fotowunsch mit einem Lächeln. Nach zwei anstrengenden Tagen ist der Norit-Cup 2023 zu Ende. Die vermeintlich Großen gaben sich bodenständig. Das Publikum, das sowohl am Samstag als auch am Sonntag zahlreich erscheinen war, feuerte mit Fangesängen die Jungs, die Hallenfußball der Spitzenklasse zeigten, lautstark auf der Platte an. Kurzum: Der Veranstalter aus Dettelbach hat wieder ein hervorragendes U16-Turnier auf die Beine gestellt.
Die mit rund 180 Tribünen-Sitzplätzen ausgestattete Maintalhalle war am zweiten Turniertag schon vor Beginn des ersten Spieles prall besetzt. Auch bei der 24. Auflage durften sich die anwesenden Zuschauer, darunter beispielsweise Schweinfurts Top-Stürmer Adam Jabiri oder der frühere FWK-Coach Dieter Wirsching, wieder an großen Namen erfreuen. Mit Malik Fathi (Hertha BSC), Markus Feulner (FC Augsburg) und Ahmid Cebe (Fortuna Düsseldorf) waren ehemalige Profis als Trainer an der Bande. Auf dem Feld fanden sich neben Patrice Covic – Sohn des früheren Hertha-Cheftrainers Ante Covic – auch drei „Local Heroes“: David Klos aus Schwarzach führte den 1. FC Nürnberg als Kapitän aufs Feld, Emil Neubert aus Dettelbach kickte beim 1. FC Schweinfurt 05 mit und der aus dem NLZ der Würzburger Kickers stammende Alessandro Crimaldi aus Giebelstadt zeigte im Trikot des VfL Wolfsburg seine Knipserqualitäten.
Klos schießt den FCN im „eigenen Wohnzimmer“ ins Finale
Fast wäre für alle drei das Turnier aber frühzeitig beendet gewesen. Denn sowohl der Club, die Schnüdel als auch die Wölfe schaffte es am Samstag nicht unter die ersten beiden Plätze ihrer jeweiligen Vorrundengruppe. Dank des Turnier-Modus blieb ihnen in der Zwischenrunde aber noch die Möglichkeit, die Hoffnung auf den Siegerpokal am Leben zu erhalten. Und dank eines Klos-Treffers im entscheidenden Spiel gegen die U16 aus der Kugellagerstadt blieben die kleinen Clubberer im Rennen, während sich Crimaldi, der bis dato schon acht Treffer erzielt hatte, mit Wolfsburg und der „Dettelbacher Jung“ Neubert mit Schweinfurt ausschieden.
Im weiteren Turnierverlauf steigerten sich Klos und die Mittelfranken zunehmend. Nach Siegen über Saarbrücken, die Stuttgarter Kickers und Fortuna Düsseldorf (sowie zwei Treffern des Schwarzacher Rotschopfes) zog die von Michael These betreute Truppe als Erstplatzierter ihrer Zwischenrunde ins Halbfinale ein. Dort wartete der Nachwuchs der Alten Dame aus der Hauptstadt mit Malik Fathi und Patrice Covic. Die Hertha ging als Favorit ins Match, auch weil sie zuvor die Junglilien aus Darmstadt zweistellig aus der Halle schoss. Ein Tor des Berliner Keepers Lion Gantzke glich Klos per Neunmeter aus. Doch die Blau-Weißen zogen wenig später durch Covic wieder in Front. Als sich die Zuschauer schon auf einen Finaleinzug der Fathi-Schützlinge einstellten, gelang Nürnbergs Lion Haxhiu zwei Sekunden vor Ablauf der Spielzeit noch der Ausgleich. Im direkt anschließenden Shootout aus neun Metern behielt der Club die Oberhand – unter anderem, weil Klos wieder souverän vom Punkt versenkte.
Dettelbach ist „Turniersiegerbesieger“
Im Endspiel kam es zum Wiedersehen mit den diszipliniert verteidigenden Stuttgarter Kickers. Mika Seeger brachte den viermaligen Turnierchampion aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt in Front, die Nürnbergs Schlussmann Louis Maubach zunächst ausglich. David Klos brachte den FCN, bei dem mit Esad Akgün, Sohn von Türkiyemspor SV-12 Schweinfurts Spielertrainer Murat Akgün, ein weiterer Kicker aus dem Spielkreis zum Einsatz kam, sogar in Führung. Doch die Kickers schlugen in einem packenden Finale, das die Zuschauer wortwörtlich von den Plätzen riss, durch Levin Chiamento und Spielführer Tom Santos zurück. Am Ende fehlten dem Club nach einem kräftezehrenden Turnier die Körner um noch einmal zurückzuschlagen. Stuttgart holte damit nach 2000, 2001, 2003 und 2006 zum fünften Mal den Titel beim prestigeträchtigen Norit-Cup.
Und die Gastgeber aus Dettelbach? Die schlugen sich beachtlich und wacker. Acht eigene Treffer konnte DuO bejubeln und in der Vorrunde gelang im abschließenden Gruppenspiel ein 3:1-Sieg über den späteren Champion – übrigens die einzige Partie in der der spätere Sieger mehr als zwei Gegentreffer kassierte. Lautstark wurden die Hausherren bei der Siegerehrung daher als „Turniersiegerbesieger“ gefeiert. Neben dem großen Siegerpokal verlieh der Veranstalter noch Individualauszeichnungen. Als bester Torhüter des Events wurde Till von Gehlen (Fortuna Düsseldorf) geehrt. Als bester Spieler fährt Patrice Covic nach Berlin zurück. Und Alessandro Crimaldi und David Klos teilen sich mit je acht Treffern die Torjägerkanone. Gewinner waren aber an beiden Tage eigentlich alle: Der Veranstalter, die Teilnehmer und die Zuschauer.
Stimmen zum Turnier:
Ahmed Cebe (als Spieler mit Fortuna Düsseldorf in die 2. Liga aufgestiegen, Trainer Fortuna Düsseldorf U16): „Wir hatten ein supertolles Turnier mit sehr guten Mannschaften. Ich würde nächstes Jahr sehr gerne nochmal teilnehmen, weil es hat mir und den Jungs Spaß gemacht – auch wenn es nur der achte Platz gewesen ist. Das ist aber eigentlich nicht relevant, weil der Rest drumherum war super. Wir hatten eine super Betreuung. Es ist schön, dass Dettelbach das so hinkriegt. Mehr Zuschauer gehen halt nicht, ich denke, sonst wären noch mehr gekommen. Respekt und Hut ab davor! Ich hoffe, sie setzen es solange wie möglich fort.“
Malik Fathi (2 A-Länderspiele für Deutschland, Trainer Hertha BSC Berlin U16): „Wir hätten uns natürlich den Turniersieg gewünscht, haben aber im Halbfinale gegen Nürnberg ein bisschen Pech gehabt. Ansonsten hatten wir sehr viel Spaß, es war eine gute Energie in der Halle. Wir wurden sehr herzlich aufgenommen. Ich gehe davon aus, dass wir nächstes Jahr wiederkommen.“
Lukas Schimmer (Hauptorganisator Norit-Cup, Dettelbach und Ortsteile): „Es ist alles reibungslos gelaufen. Wir haben auch nur positives Feedback von den Mannschaften bekommen. Für uns ist das Turnier ein riesengroßer Erfolg.“